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Inwiefern erleben Journalist:innen das gestiegene Medienmisstrauen und wie sehen sie ihre Rolle darin?

Lügenpresse, Systempresse, Regierungspresse – all das sind Synonyme, die mitunter heutzutage in dem Diskurs rund um die Medien kursieren. Wenn den Medien misstraut wird, kann das viele negative Auswirkungen für die Gesellschaft im Allgemeinen haben. Ist Misstrauen aber nur schlecht oder kann es auch von Vorteil sein? Wenn man über Medienmisstrauen spricht, was bedeutet das eigentlich genau? Das Ziel dieser Arbeit ist es unter anderem diesen Fragen auf den Grund zu gehen und zu helfen, ein wenig mehr Klarheit in das Große, nicht immer deutliche, Forschungsfeld zu bringen. Vor diesem Hintergrund wurde die übergeordnete Fragestellung, inwiefern Journalist:innen das gestiegene Medienmisstrauen erleben und wie Sie ihre Rolle darin sehen, formuliert.

Für die Beantwortung dieser Forschungsfrage wurden vier Journalisten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen im Zeitraum März bis Mai 2024 in Experteninterviews zu diesem Thema befragt und die Ergebnisse anschließend mithilfe einer Themenanalyse ausgewertet.

Allgemein kann man sagen, dass die Journalisten ein steigendes Medienmisstrauen der Bevölkerung verspüren, auch wenn es immer noch die Minderheit der Gesellschaft ist. Zudem empfinden sie es als ein Problem, dem man sich mithilfe von verschiedenen Lösungsansätzen widmen sollte. Ihre Rolle sehen sie hauptsächlich darin, weiterhin guten und transparenten Journalismus zu betreiben und die zugrundeliegenden Normen zukünftig als Differenzierungsfaktor von mitunter Falschinformationen und KI-generierten Inhalten einzusetzen. Diese Studie zeigt, dass es sinnvoll ist, zwischen den Konzepten Medienmisstrauen, Skepsis und Zynismus zu unterscheiden, da die Konsequenzen je nach Form unterschiedlich ausfallen.