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Das Framing von Migranten in Pressekommentaren

Eine frame-analytische Untersuchung ausgewählter deutscher Zeitungen in dem Zeitraum 2015 bis 2019

Bei der Darstellung von Migranten in den Medien handelt es sich um einen zentralen Themenbereich innerhalb der Medien- und Kommunikationswissenschaft, wodurch das Gros an Literatur zu erklären ist. Kaum Beachtung findet hingegen die Untersuchung von Pressekommentaren. In der vorliegenden Arbeit wird dieser Bereich genauer untersucht, da Journalisten durch explizite Wertungen ihre eigene Meinung publik machen können. Bei informierenden Darstellungsformen ist dies eher indirekt, etwa durch das Heranziehen bestimmter Akteure oder Informationen, die die eigene Seite stützen, der Fall. Die Arbeit orientiert sich dabei an der übergeordneten Forschungsfrage: Wie unterscheidet sich die Darstellung des Themas Migration in den Pressekommentaren deutscher Zeitungen mit unterschiedlicher politischer Tendenz?

Dafür werden 295 Kommentare der taz, SZ, FAZ und BILD in dem Zeitraum 2015 bis 2019 mithilfe einer manuell-dimensionsreduzierenden Frame-Analyse untersucht. Damit lassen sich insgesamt sechs Frames identifizieren, wobei in jeder Zeitung ein bestimmter Frame dominant ist. Die Journalisten der konservativen BILD sehen Migrierte überwiegend als Gefahr für Deutschland an und wünschen sich von der Politik restriktive Maßnahmen. In der FAZ werden Immigranten als „zweischneidiges Schwert“ für die deutsche Wirtschaft angesehen und von der Politik wird Hilfe für Migrierte erwartet. Die SZ thematisiert vor allem EU-Regierungen verbunden mit der Hoffnung, dass sich diese für permissive und gerechte Maßnahmen einsetzen. In der taz wird der Fokus insbesondere auf die Gesellschaft im Speziellen Gruppierungen und Bürger gelegt, die von den Journalisten als inkompetent angesehen werden. Außerdem wird deutlich, dass der Fokus der Kommentare aller Zeitungen überwiegend auf politischen Akteuren/Themen liegt und Migranten vorwiegend mit neutralen oder positiven Begriffen dargestellt werden. Zusätzlich fällt auf, dass keine Gruppe stark negativ stigmatisiert wird.

Die Pressekommentare zeigen in einer Gesamtbetrachtung tendenziell ein positiv-differenziertes Bild zu Migrierten, das stärker von der Nachrichtenberichterstattung unterschieden werden sollte.