Mit der Zunahme gewaltsamer Anschläge und der weltweiten Ausbreitung des Extremismus schreiten auch die Gegenmaßnahmen voran. Heutzutage werden soziale Medien häufig zur Rekrutierung und Radikalisierung anfälliger Zielgruppen, meist Jugendlichen, durch verschiedene Kommunikationsstrategien genutzt. Eine der Rekrutierungsstrategien ist die Verwendung von eudaimonisch unterhaltsamen Elementen. Im Gegensatz zur extremistischen Propaganda versuchen Counter Narrativen, die von radikalen und extremistischen Gruppen erzeugte Illusion durch eine zielgerichtete und aufklärende Gegenäußerung aufzudecken und durch Denkanstöße und Ratschläge ein Umdenken bei den Betroffenen einzuleiten. Das Unterhaltungserleben aus der Perspektive des Zwei-Prozessmodells in dem Widerstand gegen Rechtsextremismus hat bisher eher wenig wissenschaftliche Interesse gewonnen.
Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist diese Forschungslücke durch eine qualitative Inhaltsanalyse zu füllen. Der Fokus dieser Forschung waren Instagram Posts mit dem Hashtag #wirsindmehr (N = 250). Dieser Hashtag wurde ausgewählt, weil er seit den Ausschreitungen in Chemnitz (August/September 2018), bei denen zahlreiche rechte und rechtsextreme Teilnehmer*innen aufgrund des Migrationshintergrunds eines Täters zu großen und unkontrollierbaren Demonstrationen aufgerufen haben, als ein „Symbol“ des Widerstandes gegen Rechtsextremismus gilt.
Im Laufe der Analyse kristallisierten sich sieben unterschiedliche Typen heraus, die sich im Hinblick auf den Widerstand gegen Rechtsextremismus engagieren. Die Typen umfassen „Aufruf zur Verteidigung“, „Solidarität“, „Klimaschutz“, „Witz“, „Pädagogik“, „Mitteilung“ und „Merchandising“. Die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse zeigen, dass unterhaltsame Elemente (hedonische und eudaimonische) eine Rolle bei der Darstellung des Widerstands gegen Rechtsextremismus in Instagram Posts spielen, die mit dem Hashtag #wirsindmehr versehen sind, weil in sechs der Typen unterschiedlichen unterhaltsamen Elemente verwendet wurden.