Fußball ist eine männlich konnotierte Sportart. Aufgrund historischer und struktureller Gegebenheiten wird von Frauen gespielter Fußball als „andere“ Sportart gesehen und Frauen nehmen im Fußball eine besondere Rolle ein. Bisherige Studien zeigen, dass sich dies in der Medienberichterstattung widerspiegelt – sowohl bei der inhaltlichen als auch bei der visuellen und der sprachlichen Darstellung von Frauen. Mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse wurde untersucht, wie Akteurinnen der Fußball-WM 2019 in der Berichterstattung sprachlich dargestellt wurden.Grundlage waren 45 Online-Artikel der Medien Bild, Kicker und FFussball-Magazin.
Ein zentrales Ergebnis war, dass fast nur männliche und positiv konnotierte Stereotype verwendet wurden. Statt auf das Aussehen oder die Weiblichkeit, bezogen sich die Geschlechterstereotype ausschließlich auf die Leistungen der Frauen. In Bezug auf Personenbezeichnungen wurde festgestellt, dass Gruppen, die nicht eindeutig weiblich waren, stets mit generischem Maskulinum bezeichnet wurden. Frauen außerhalb des Spielfels kamen somit nicht vor. Spielerinnen wurden außerdem einige Male als „Mädels“ bezeichnet und somit verniedlicht. Die Untersuchung der Fachtermini ergab, dass diese nur teilweise an das Geschlecht der Akteurinnen angepasst wurden. So war zwar etwa von „Stürmerin“, aber auch von „Mannschaft“ die Rede. Einige Fachtermini verwiesen zudem explizit auf das Geschlecht, bspw. „Frauen-Team“. Ein solcher Verweis fand in der Regel auch bei der Bezeichnung der Sportart bzw. der WM statt, hier wurde von „Frauenfußball“ und „Frauen-WM“ gesprochen. Dadurch wurde der von Frauen gespielte Fußball als Abweichung des von Männern gespielten Fußballs dargestellt. Zwischen den untersuchten Medien konnten keine nennenswerten Unterschiede festgestellt werden.
Die Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass Medienschaffenden das Bewusstsein für das Geschlecht ihrer Protagonist*innen bzw. für die Auswirkungen fehlt, die Sprache auf die Wahrnehmung von Geschlechtern hat. Da Medien unser gesellschaftliches Geschlechterbild beeinflussen und Sprache die Basis für Ungleichheit und Diskriminierung bildet, wäre eine Sensibilisierung für geschlechterbezogene bzw. -gerechte Sprache ein wichtiger Ausgangspunkt, um das Bild von Frauen (im Fußball) zu verändern.