Thema dieser Masterthesis ist die Berichterstattung der Medien in Deutschland über die populistische Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) im Kontext von deutscher Erinnerungskultur. Da Politiker*innen der AfD Äußerungen über die Erinnerungskultur treffen, die am Rande gesellschaftlicher Akzeptanz liegen, ist die Art und Weise, wie Medien über diese Äußerungen berichten, wichtig für den öffentlichen Diskurs. Dies wirft die Frage auf, wie über Aussagen von AfD-Politiker*innen, die den Nationalsozialismus relativieren, berichtet wird und wie diese Äußerungen in den Medien reflektiert werden. Um diese Frage zu beantworten, müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. Der kommunikative Konstruktivismus ist Kern des theoretischen Gerüsts, auf dem die Arbeit fußt. Zum Verständnis des Themenkomplexes tragen zudem Überlegungen zu Medienereignissen, Nachrichtenwert und Framing sowie zum Populismus bei. Erinnerungskultur, insbesondere in Deutschland, ist das zentrale Thema der Arbeit.
Zur Beantwortung der Frage nach der Berichterstattung wurden eine quantitative sowie eine qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt. Vier zweiwöchige Zeiträume wurden ausgewählt – jeweils nach einer Äußerungen einer*s AfD-Politiker*in, die zu medialer Aufmerksamkeit führte. Dazugehörige Artikel wurden anhand festgelegter Suchbegriffe auf Webseiten von fünf deutschen Zeitungen gesucht. 218 Artikel wurden in der quantitativen Inhaltsanalyse codiert. Aus diesem Datensatz wurden 94 Texte zusätzlich qualitativ analysiert.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Berichterstattung insbesondere eine über die Äußerungen ist. Es wird vor allem gemeldet, dass es wieder eine kritische Aussage gab, dabei werden die Zitate kaum in einen größeren Kontext von Erinnerungskultur eingeordnet oder mit Blick auf die deutsche Vergangenheit reflektiert. Es finden wenig tiefgehende Begründungen dahingehend statt, warum Kritik angebracht und die Äußerungen unangemessen sind. So führt die Berichterstattung insbesondere dazu, dass die Äußerungen der AfD-Politiker*innen mehr Beachtung finden. Dies wird insofern zu einem Problem, als das so der öffentliche Diskurs mit populistischen Frames durchdrungen wird, wodurch sich gesellschaftliche Grenzen verschieben.