Mitten im Zentrum der Supermacht berichten sie über Politik und Preisverleihungen, Katastrophen und Kultur: die Auslandskorrespondenten in Washington, D.C. Doch was betrachten sie als ihre Aufgabe, und wie ist die Arbeitssituation vor Ort? Diesen und anderen Fragen geht die vorliegende Arbeit nach. Mit Hilfe von qualitativ angelegten, teil-standardisierten Leitfadeninterviews wurden vor Ort Auslandsberichterstatter aus den Bereichen Print, Hörfunk und Fernsehen zu ihrem Selbstverständnis und zu ihrer Arbeitssituation befragt.
Die Resultate der Arbeit zeigen: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Nachrichtenplatz in der US-amerikanischen Hauptstadt erheblich verändert. Während der ehemalige Washington-Korrespondent der ARD, Fritz Pleitgen, 1985 noch von den hervorragenden Arbeitsbedingungen vor Ort schwärmte, zeigt sich im neuen Jahrtausend, dass sich die Lage verschlechtert hat. Denn der Zugang zu Akteuren der Regierung ist laut der Mehrzahl der Befragten für ausländische Medien kaum vorhanden; die Nachrichten stammen meist aus den nationalen Zeitungen und somit aus zweiter Hand.
Darüber hinaus haben Internet und Handy auf der einen Seite den Alltag vereinfacht, auf der anderen Seite aber auch vieles erschwert. Der Wissensvorsprung der Korrespondenten schrumpft, und die Nachrichtenflut wächst. Dennoch loben die Interviewteilnehmer die Vorzüge der Position. Folglich scheint der Korrespondentenberuf immer noch ein Traumjob zu sein – auch wenn die Bedingungen härter geworden sind.
Zwischen Kapitol und Klischees
Journalistischer Arbeitsplatz sowie berufliches Selbstverständnis von deutschen Auslandskorrespondenten am Nachrichtenplatz Washington, D.C.