transfer 18(1) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Zur Nutzung von Rapmusik als Instrument der Identitätskonstruktion

Musik ist für viele Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebens. Als ständiger Begleiter in vielen Lebenslagen hat Musik möglicherweise großen Einfluss auf die individuelle Entfaltung ihrer Hörer. Trotzdem findet Musiknutzung in der Kommunikationswissenschaft verhältnismäßig wenig Beachtung.
Als exemplarisch für das Potential von Musik wird das Genre „Rap“ angesehen und untersucht. Die zentrale Fragestellung ist hierbei, inwiefern die Rezeption von Rapmusik Möglichkeiten der Identitätsbildung kreiert, aber auch ob und wie diese Möglichkeiten vom Publikum genutzt werden.
Theoretischen Zugang bietet der Nutzen und Belohnungsansatz, der eine aktive Zuwendung der Rezipienten zu einen bestimmten Medium oder Medieninhalt annimmt. Ergänzend hierzu werden der symbolische Interaktionismus sowie die musikalische Selbstsozialisation herangezogen. Identität wird als Verklammerung des Subjekts mit seiner Umwelt begriffen und unterliegt einem ständigen Abgleich zwischen diesen beiden Polen.

Die Untersuchung zeigte mindestens vier identitätsstiftende Dimensionen in der Rezeption von Rapmusik. Die Szenezugehörigkeit schafft Ex- und Inklusionen durch Codeübernahme und Symbolwissen. Raptextrezeption bietet die Erfahrung von Lebensentwürfen und Sichtweisen des Anderen. Herausstellungsmerkmale (lokale, ethnische) werden von Rappern hervorgehoben. Schlussendlich fordert die Rezeption die Hörer dazu heraus, mit eigenen Texten Stellung zu beziehen und sich so ihrer Besonderheit bewusst zu werden.