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You can’t always get what you want

Erwartungen an klassische und soziale Medien von Digital Natives während der Covid-19-Pandemie

Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es zu bestimmen, wie sich die Erwartungen von Digital Natives an klassische Medien von den Erwartungen an soziale Medien in der Covid-19-Pandemie unterscheiden. Die Forschungsarbeit ist unter der Medienaneignungsforschung einzuordnen und wurde in Verbindung mit dem Uses-and-Gratifications-Ansatz (UAG) durchgeführt. In der Fragestellung stehen Motive und Routinen der Mediennutzung im Vordergrund und somit die rezipientenorientierte Perspektive. Um die Erwartung an die Medienzuwendung zu erforschen wurden bereits etablierte Bedürfniskategorien aus dem UAG- Ansatz genutzt um ein Kategoriensystem zu bilden. Dieses wurde mit eigenen Kategorien ergänzt um die Besonderheit der Krisensituation zu berücksichtigen. Anhand dessen wurde ein Leitfaden konzipiert um sechs Digital Natives in der Altersgruppe von 20 bis 25 Jahren nach ihrer Medienzuwendung und den Motiven und Erwartungen ihrer Mediennutzung in der Krisensituation, bedingt durch die Covid-19-Pandemie, zu befragen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf drei Bedürfniskategorien: kognitive, affektive und soziale Bedürfnisse. Auch die eigene Einschätzung über das Bewusstsein der eigenen Bedürfnisse und die Veränderung der persönlichen Erwartungen an Medienangebote in der Pandemie wurden untersucht.

Die Antworten der Befragten zeigen, dass Digital Natives von klassischen Medien vor allem die Befriedigung ihrer kognitiven Bedürfnisse erwarten. Soziale Medien dominieren im Bereich der affektiven und sozialen Bedürfnisbefriedigung. Vor allem die personalisierten Vorschläge der sozialen Medien werden besonders positiv betont. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass Digital Natives in Bezug auf die Corona-Pandemie von sozialen Medien und den dort verbreiteten Verschwörungstheorien abgeschreckt sind. Bei der Kategorie der sozialen Bedürfnisse werden außerdem die Grenzen der Bedürfnisbefriedigung von Medien allgemein deutlich. Die Pandemie hat die Relevanz ‚echter‘ sozialer Kontakte in den Fokus gerückt und soziale Medien können diese nicht ersetzen. Das Bewusstsein über die eigene Medienzuwendung wird ausschließlich bei der Befriedigung kognitiver Bedürfnisse in Bezug auf die Krisensituation der Covid-19-Pandemie deutlich. Auch eine Veränderung der Erwartungen durch die Covid-19-Pandemie wurde erkennbar, denn die Befragten erwarten mehr als vorher, dass von klassischen und sozialen Medien Faktenchecks durchgeführt werden.