Der Glaube an die Wissenschaft in modernen Gesellschaften ist groß. Oft werden wissenschaftliche Erkenntnisse als Fakten akzeptiert ohne nach den Entstehungsbedingungen zu fragen. Dabei steht im Mittelpunkt jeder Wissenschaft der Wissenschaftler – ein Mensch mit einer individuellen Geschichte. Am Beispiel der Öffentlichkeitstheorie des Politologen Bernhard Peters wird gezeigt, dass soziale Faktoren zum Motor der Theorieproduktion werden können. Die Fragestellung lautet: Welche biographischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Kontextbedingungen haben zur Entwicklung seiner Öffentlichkeitstheorie geführt? Methodisch liegt der Arbeit ein Kategoriensystem zugrunde, anhand dessen Originaltexte von Peters und Interviews mit drei seiner Kollegen ausgewertet wurden. Den theoretischen Rahmen bilden Überlegungen der Wissenschaftssoziologie und das Habitus-Konzept von Pierre Bourdieu. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass man Wissenschaft als Zeitgeschehen begreifen muss. Biographische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen bedingten Inhalt und Richtung der Peters’schen Theorie. Seine Erfahrungen als Agitator im Kommunistischen Bund Westdeutschland haben seine Öffentlichkeitstheorie stark beeinflusst. Nach seiner Rückkehr an die Universität entwickelte er eine neue, eine „akademische Identität“. Das untersuchte Material lässt einen Zusammenhang zwischen der Lebensgeschichte von Peters, der Ausbildung einer „akademischen Identität“ und seinem Öffentlichkeitskonzept erkennen.
Wissenschaft als Zeitgeschehen
Der Einfluss von Kontextbedingungen auf die Öffentlichkeitstheorie von Bernhard Peters - Eine wissenschaftssoziologische Analyse