Bereits in frühen sozialwissenschaftlichen Studien wurde gefordert, dass Wähler über umfangreiches politisches Wissen verfügen sollten, bevor sie zur Wahlurne schreiten. Die Kommunikationswissenschaft hat jedoch erkannt, dass das Gut Wissen in der Bevölkerung ungleich verteilt ist. Im Rahmen der Wissensklufthypothese wird angenommen, dass hierfür vor allem Bildungsunterschiede verantwortlich sind. Das Konzept Digitale Spaltung überträgt diese Vorstellung auf das Internet, indem vermutet wird, das Netzmedium würde Wissensdisparitäten verstärken. Die vorgelegte Arbeit untersucht, ob im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 Wissensklüfte und Digitale Spaltungen vorhanden waren. Dabei fokussiert sie sich auf politisches Faktenwissen und greift auf Sekundärdaten aus einer mehrwelligen Befragung von wahlberechtigten Berliner Bürgern zurück. Außerdem wird der Zusammenhang zwischen Wissen und Wahlverhalten untersucht. Die Ergebnisse sprechen nicht dafür, dass im Verlauf der Wahlkampfendphase bildungsbasierte Wissensklüfte entstanden sind. Eine Digitale Spaltung zeigte sich lediglich hinsichtlich der Nutzung politischer Onlineangebote; ein positiver Effekt des Internets auf das Wissen ließ sich dagegen nicht feststellen.