transfer 6(1) » Mediengeschichte

Wilhelm Ludwig Wekhrlin und Karl Gottlob Beck

Ein Publizist und sein Verleger zur Zeit der Aufklärung

„Einst war der menschliche Geist ausgestorben: Eine Hälfte der Erde bestund in kleinen Tyrannen und langbärtigen Schulfüchsen, die über Nichtse disputierten – der Rest war Vieh, das Heu fraß.“ – So schrieb ein Angehöriger einer neuen Generation, die unter dem Banner der Aufklärung auszog, Aberglauben, Unterdrückung und Intoleranz über Bord zu werfen: Wilhelm Ludwig Wekhrlin, geboren 1739 in Stuttgart, gestorben 1792 im Kerker zu Ansbach. Als Herausgeber von Zeitschriften, Pamphleten und Spottgedichten stritt er für die neue Idee, wurde angefeindet, mehrfach ausgewiesen und eingesperrt. Sein Zusammentreffen mit dem Buchhändler Karl Gottlob Beck, der gerade im schwäbischen Nördlingen den Grundstein für ein noch heute bestehendes Verlagsimperium gelegt hatte, markiert den Beginn einer fruchtbaren Periode: Gemeinsam gaben Beck und Wekhrlin die politische Zeitung „Das Felleisen“ heraus. Erfolgreich stritten sie wider die Zensur und setzen einen beispielhaften Vertrag auf, der Rechte und Pflichten von Journalist und Verleger festlegte. Obwohl es zwischen den starken Persönlichkeiten bald zum Bruch kam, kann an ihnen doch exemplarisch das Verhältnis von Geist und Geld in einer Zeit gezeigt werden, da sich Journalismus wie Buchhandel im Umbruch befanden.
Die Arbeit macht Parallelen zu aktuellen Problembereichen wie den Diskussionen um innere Pressefreiheit und öffentliche Aufgabe der Presse aus. Überdies macht sie sich auf die Spuren zweier schillernder Persönlichkeiten, die von ihrer faszinierenden Zeit genauso geprägt wurden, wie sie dieser ihren Stempel aufdrückten.