Im vergangenen Jahr hat besonders eine Protestbewegung viel Aufmerksamkeit bekommen: Fridays for Future. Obwohl Fridays for Future gesellschaftlich viel Rückhalt hat, wird die Bewegung bzw. ihre Mitglieder Ziel von Online Hate Speech. Hate Speech kann, wie die bisherige Forschung zeigt, negative Folgen für deren Opfer haben. Sie kann zu negativen Emotionen, Einstellungen und Verhalten führen und hat so das Potential der noch jungen Bewegung und ihren jugendlichen Anhängern zu schaden.
Gleichzeitig gibt es viele Arten mit Hass umzugehen. In dieser Studie soll untersucht werden, welchen Einfluss Hate Speech auf junge Aktivisten hat und gleichzeitig beantwortet werden, wie diese mit den Hassbotschaften umgehen. Dabei soll auch in Betracht gezogen werden, dass die Jugendlichen möglicherweise zur Abwertung einer Fremdgruppe neigen. Als theoretischer Rahmen dient die soziale Identitätstheorie von Tajfel und Turner (1979), außerdem wird die Unterteilung von Coping-Strategien nach Lazarus und Folkman (1980, 1984) hinzugezogen. Um die Forschungsfragen zu beantworten wurden qualitative Leitfadeninterviews mit Mitgliedern der Fridays for Future-Bewegung durchgeführt.
Wie sich herausstellt, stellen sich bei den Jugendlichen meist keine stark negativen emotionalen und einstellungsbezogenen Folgen ein. Hate Speech kann aber durchaus als emotional belastend eingeschätzt werden. Bezüglich des Verhaltens ergibt sich lediglich bei manchen eine Tendenz zu vermeiden in Kontakt mit Hass zu kommen. Die Jugendlichen bewältigen Hate Speech besonders im Kontakt mit anderen oder vermeiden und ignorieren Hate Speech. Letzteres ist tendenziell das Ergebnis einer sich einstellenden Ernüchterung durch die wiederholte Konfrontation mit Hatern. Einige Jugendliche setzten die Gruppe der Hater herab, nur vereinzelt stellen sich die Befragten dabei aber Erwachsene als Fremdgruppe vor. Es zeigt sich außerdem, dass die Bewegung den Umgang mit Hate Speech professionalisiert hat.