Der Zustand einer Krise, wie die, die durch die aktuelle Corona-Pandemie ausgelöst wurde, stellt die Kommunikationswissenschaft vor eine besondere Herausforderung. Pandemien betreffen viele Menschen gleichzeitig und das Wissen über dieses neue Risiko ist zumindest anfangs nicht einschätzbar. Die Corona-Pandemie beinhaltet damit eine Reihe unterschiedlicher Faktoren, die das Auftreten von Informationsvermeidung begünstigen können. Die Informationsvermeidung ist ein vielschichtiges und komplexes Phänomen, welches in der Kommunikationswissenschaft bisher nur unzulänglich erforscht wurde. Untersuchungen zur Krisenkommunikation liefern nur wenig Erkenntnis über die Informationsvermeidung, betonen aber die Wichtigkeit der Vermittlung von relevanten Informationen, um die Bevölkerung über mögliche Risiken aufzuklären und Akzeptanz für mögliche Maßnahmen zu erreichen. Das Auftreten von Informationsvermeidung verhindert eine erfolgreiche Kommunikation und kann gravierende Konsequenzen haben.
In dieser Studie wird die Rolle der Informationsvermeidung im Verlauf der Corona-Pandemie betrachtet. Dazu wird die Informationsvermeidung in die Einzelteile Motiv und Abwehrhandlung aufgeschlüsselt. Mittels qualitativer Leitfadeninterviews (N=12) werden Abwehrhandlungen und Motive zunächst identifiziert und anschließend der Einfluss der Quelle und der persönlichen Lebenssituation auf die zwei Aspekte beleuchtet. Eine Einteilung in drei Phasen dient dem Einbezug der zeitlichen Komponente. Abschließend werden die Ergebnisse verdichtet, um so ganzheitliche Vermeidungsstrategien identifizieren zu können. Es ergeben sich fünf Kategorien von Abwehrhandlungen, sowie vier Kategorien von Motiven der Informationsvermeidung. Es kann außerdem ein Einfluss der Quelle, der Lebenssituation, sowie die Relevanz der zeitlichen Komponente bestätigt werden. Weiterhin wurden sieben Vermeidungsstrategien identifiziert. Es kann festgehalten werden, dass die Informationsvermeidung im Verlauf der Corona-Pandemie eine bedeutende Rolle spielt und die gewählten Faktoren geeignet sind, um das Phänomen tiefgründiger zu verstehen.