Nach einer langjährigen Debatte zur Regelung der Präimplantationsdiagnostik (PID) wurde im Sommer 2011 eine begrenzte Zulassung dieser Diagnostik beschlossen. Das Wesen der Präimplantationsdiagnostik besteht in der Erkennung von genetischen Erbkrankheiten des Embryos. Damit verfolgt sie das gleiche Ziel wie die Pränataldiagnostik (PND). Der Unterschied zwischen beiden Methoden liegt dabei in der gesetzlichen Regelung. Auf paradoxe Weise wird die PND seit Jahrzehnten durchgeführt, bei der PID war dies bisher nicht möglich. Folglich widmet sich diese Studie erstmals der Berichterstattung beider Themen in den deutschen Qualitätszeitungen.
Für die Analyse wurden zwei theoretische Zugänge gewählt: der kommunikationswissenschaftliche Framing-Ansatz und ein wissenschaftsjournalistischer Ansatz. In Form einer quantitativen Inhaltsanalyse wurden Artikel aus fünf überregionalen Tageszeitungen für den Zeitraum von 2000-2011 untersucht.
Die Untersuchung ergab, dass die PID und PND sich durch eine moralisch aufgeladene und kritische Berichterstattung auszeichnen. Bei beiden Themen dominieren die Frames Konflikt, Problemlösung und Moral, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Über den Untersuchungszeitraum hinweg ändert sich das mediale Framing. Zusätzlich zeichnet sich die Argumentationsweise der Akteure durch einen Wertekonflikt und -wandel aus. Die deutsche Berichterstattung ist zudem durch eine risikobezogene, verständliche, konkrete und gegenständliche Darstellung geprägt.