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Werbefrust statt Reiselust?

Eine empirische Untersuchung zur Abgrenzung von Werbung und Programm in Reisesendungen

Redaktionelles Programm und Werbung sind im Fernsehen klar voneinander zu trennen und Schleichwerbung gilt als Verstoß gegen eine Reihe von Gesetzen und Richtlinien. Dennoch kommt es in der Praxis bei privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern zu einer Gattungsverschmelzung. Dies hat zuletzt der Skandal um einige ARD-Vorabendserien gezeigt, in welchen für Produkte, Dienstleistungen und Themen Schleichwerbung betrieben wurde. Auf der Suche nach validen Abgrenzungskriterien stoßen das Rundfunkrecht, die Programm-, Werbe- und Journalismusforschung jedoch an ihre Grenzen.

Die Arbeit beschäftigt sich deshalb mit dem Zuschauer, der letztendlich unter dem Transparenzverlust leidet, und mit seiner Fähigkeit, zwischen Werbung und Programm in Reisesendungen abzugrenzen. Das Angebot an Reisesendungen hat im deutschen Fernsehen in den letzten Jahren zugenommen, weist jedoch, was die Forschung betrifft, ein großes Defizit auf.

Zur Beantwortung der Forschungsfragen, die sich auf die Erscheinungsform von Werbung in Reisesendungen, das Abgrenzungsvermögen der Zuschauer sowie die Wirkung der Werbeformen beziehen, ist eine Kombination mehrerer Methoden notwendig. Neben der Inhaltsanalyse gehören Real Time Response und die Gruppendiskussion zu den Forschungsinstrumenten. Ein zentraler Befund ist, dass es in Reisesendungen öffentlich-rechtlicher Sender häufiger zu einer Verschmelzung von Werbung und Programm kommt als in Sendungen privater Sender.