Der Fall um Murat Kurnaz sorgte ab 2002, als der Bremer nach Guantánamo kam, für Furore. 2006 wurde er freigelassen, nachdem nie Beweise für eine Verbindung zu Al-Qaida oder den Taliban gefunden wurden. Die Arbeit analysiert die Print-Berichterstattung über die Causa, in der Medien eine zentrale Rolle spielten. Es stellt sich die Frage, ob Kurnaz’ Staatszugehörigkeit sowie sein muslimischer Glaube für Zeitungen einen Unterschied machten. War der gebürtige Bremer mit dem türkischen Pass für die Journalisten „keiner von uns“?
Die theoretische Auseinandersetzung befasst sich mit dem Konzept der Nation und der Rolle der Medien in der Konstruktion dieses Gebildes, das Benedict Anderson als eine „vorgestellte Gemeinschaft“ definiert. Entscheidend sind auch das Konzept der Mediatisierung nach Krotz, die Diskurstheorie von Wodak und der Framing-Ansatz von Tuchman.
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie sehen die diskursiven Realitäten im Fall Kurnaz aus? Wie wird also der Bremer in den Tageszeitungen dargestellt und welches Bild entsteht?
In einer Grob- bzw. einer Feinanalyse wird sowohl der Diskurs nachgezeichnet, als auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung sowie die Süddeutsche Zeitung genauer unter die Lupe genommen. Beide Tageszeitungen, wobei die SZ Ansätze einer ansprechenden Berichterstattung zeigt, konstruieren Realitäten, in denen Kurnaz vorverurteilt und vom „Wir“ ausgeschlossen wird. Die Darstellung des Islam ist unausgeglichen oder gar problematisch.
Wer hat Angst vor dem „Bremer Taliban“?
Diskursanalyse der medialen Berichterstattung im Fall Kurnaz