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Welcher Kunde ist König?

Eine inhaltsanalytische Untersuchung der Rezipienten- und Werbemarktorientierung von regionalen Tageszeitungen im Kontext der Ökonomisierung am Beispiel der Thurgauer Zeitung und der Thurgauer Ausgabe des St. Galler Tagblatts.

Die Ökonomisierung beeinflusst die Orientierung eines Printmediums am Werbe- wie am Rezipientenmarkt. Die Arbeit untersucht die inhaltlichen Anpassungen der Thurgauer Zeitung und der Thurgauer Ausgabe des St. Galler Tagblatts an die Bedingungen der beiden Märkte im Kontext der Ökonomisierung. Die beiden Fallbeispiele wurden mittels Inhaltsanalyse zu je zwei Zeitpunkten (1991 und 2006) während jeweils einer künstlichen Woche untersucht. Die Untersuchung brachte eine klare Dominanz ökonomischer vor publizistischen Ansprüchen hervor. Die Ergebnisse zeigen zwar, dass die Rezipientenmarktorientierung zugenommen hat – überwiegend aber in jenen Bereichen, die vor allem für die Werbewirtschaft relevant sind. Für die Werbewirtschaft weniger interessante inhaltliche Aspekte des redaktionellen Marketings weisen nur geringfügige Änderungen auf. In Bezug auf die Werbemarktorientierung hat die Inhaltsanalyse eine grosse Zurückhaltung der beiden Tageszeitungen gegenüber den Forderungen der Werbewirtschaft zutage gebracht. Womöglich zeigt sich in dieser Zurückhaltung der Versuch der Tageszeitung, die Waage zwischen den Ansprüchen der beiden Märkte und letztlich auch dem journalistischen Anspruch zu halten. Es erstaunt, dass sich in der eigentlichen Rezipientenmarktorientierung eine Orientierung am Werbemarkt feststellen lässt, sich in den untersuchten Aspekten der Werbemarktorientierung aber eher eine konservative Haltung gegenüber den Ansprüchen der Werbewirtschaft offenbarte.