Krisen sind Zeiten der Unsicherheit. Das gilt vor allem bei globalen Großereignissen, wie der Ausbreitung der COVID-19 Pandemie im Jahr 2020. Bisherige Forschung zeigt, dass Unsicherheit die individuelle Empfänglichkeit für Verschwörungstheorien erhöhen kann. Der Glaube an Verschwörungstheorien kann mit dysfunktionalem Verhalten einhergehen, etwa mit einer geringeren Impfbereitschaft.
Basis der Arbeit bildet die Forschung zu den Prädispositionen für Verschwörungsglauben (z.B. Verschwörungsmentalität), das Bedürfnis Unsicherheit zu reduzieren (Uncertainty Reduction Theory), die Forschung zur alternativen Mediennutzung (alternative Medienangebote, die sich entgegen der Mainstream-Medien positionieren) und bereits bestehende Forschung zu gesundheitsbezogenen Verschwörungstheorien.
In der Masterarbeit untersucht werden (1) die Prädiktoren subjektiver Unsicherheit im Kontext der COVID-19 Pandemie. Hierbei wurde beispielsweise die Nutzung alternativer Nachrichtenmedien berücksichtigt. Zudem untersucht wird (2) der Zusammenhang zwischen dieser Unsicherheit und dem Glauben an COVID-19 bezogene Verschwörungstheorien in Abhängigkeit von individuellen Dispositionen. Des Weiteren wird (3) der Zusammenhang zwischen dem Glauben an COVID-19 bezogene Verschwörungstheorien und pandemie-einschränkendes Verhalten (z.B. Hände desinfizieren) betrachtet.
Die Forschungsfragen wurden mit Hilfe einer für Alter, Geschlecht und Region repräsentativen Online-Befragung der deutschsprachigen Bevölkerung ab 18 Jahre (26.03.2020-09.04.2020, N = 1455) untersucht.
Um diese Fragen zu beantworten wurde unter anderem untersucht, wie Unsicherheit und der Glaube an COVID-19 bezogene Verschwörungstheorien zusammen pandemie-bezogenes Verhalten erklären.
Die Ergebnisse zeigen, dass (1) die subjektive Unsicherheit bei Personen, die der Regierung vertrauen etwas geringer war. (2) Wer im Hinblick auf die Pandemie unsicher ist glaubt auch eher an Verschwörungstheorien über die Pandemie – vor allem wenn der oder diejenige sowieso zum Verschwörungsglauben neigt. (3) Unsichere Proband*innen hielten sich eher an die Maßnahmen des Infektionsschutzes, zeigten aber auch eher pandemie-förderndes Verhalten (sog. dysfunktionales Verhalten) – vor allem, wenn sie an Verschwörungserzählungen glaubten.
Die Ergebnisse verdeutlichen den Zusammenhang zwischen COVID-19 bezogener Unsicherheit und Verschwörungsglauben und unterstreichen diese als Ansatzpunkt für weitere kommunikationswissenschaftliche COVID-19 bezogene Forschung.