Medien vermitteln ein verzerrtes Bild der Kriminalität – das zeigen zahlreiche Studien. Doch auf welcher Informationsgrundlage produzieren Journalist*innen dieses verzerrte Bild? Da polizeiliche Pressemitteilungen eine wichtige journalistische Quelle für die Kriminalitätsberichterstattung sind, wurde durch eine quantitative Inhaltsanalyse untersucht, welches Bild der Kriminalität die Polizei im Ruhrgebiet durch ihre Pressemitteilungen an Journalist*innen vermittelt und ob schon dieses verzerrt ist. Dazu wurden 4.656 Pressemitteilungen der Polizeipräsidien Bochum, Dortmund und Essen des Jahres 2018 analysiert. Um eventuelle Verzerrungen erkennen zu können, wurden als Vergleichsgrößen die entsprechenden Polizeilichen Kriminalstatistiken herangezogen.
Es konnte festgestellt werden, dass Delikte der Gewaltkriminalität in den Pressemitteilungen überrepräsentiert sind und die Polizeipressestellen in ihrer Berichterstattung ansonsten einen individuellen Fokus auf bestimmte Delikte setzen. Während das Polizeipräsidium Bochum beispielsweise besonders intensiv über Einbrüche berichtet, kommen in den Pressemitteilungen der Essener Polizei besonders häufig Fälle von Trickbetrug vor. Zu Personen, die an Straftaten beteiligt waren, werden wenige Informationen vermittelt, meist Geschlecht und Alter, wobei über bekannte Tatverdächtige ausführlicher berichtet wird als über Geschädigte. Über männliche Tatverdächtige sowie Tatverdächtige im Alter zwischen 14 und 20 Jahren wird in Pressemitteilungen anteilig deutlich häufiger berichtet, als sie in der Polizeilichen Kriminalstatistik registriert werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die untersuchten Polizeipräsidien durch ihre Pressemitteilungen ein verzerrtes Bild der Kriminalität an Journalist*innen vermitteln – in Bezug auf die Deliktstruktur und Personenstruktur sind Verzerrungen erkennbar.