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Vertrauen durch Amerikanisierung Light?

Mehrmethodendesign zur Rezipientenbewertung des modernen Online-Wahlkampfes 2009

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 wurden erneut Stimmen laut, der US-Wahlkampf würde kopiert. Die Diskussion der relevanten Ansätze zur politischen Kommunikation entwickelt das Konzept von Amerikanisierung ‚Light’ und wird somit der amerikanischen Vorreiterrolle im Modernisierungsprozess gerecht. Anhand der Dimensionen Personalisierung, Visualisierung und Inszenierung untersucht die Arbeit, ob ein amerikanisierter Online-Wahlkampf das für demokratische Prozesse notwendige Vertrauen (wieder-)gewinnen kann.
Das verwendete Mehrmethodendesign im Panel ermöglicht den Rückschluss auf etwaige Wirkungen der Online-Wahlkampfkommunikation. Für den komplexen Vertrauensbegriff ist auch nur eine mehrdimensionale Skala angemessen. Daher untersucht eine Inhaltsanalyse zunächst fünf politische Internetauftritte bzgl. der Dimensionen. Eine nicht-repräsentative Online-Befragung erhebt anschließend, wie die Rezipienten die Dimensionen bewerten und inwiefern sie den Webseiten vertrauen.
Im Ergebnis erkennt der Wähler den amerikanisierten Wahlkampf. Allerdings sind den Rezipienten verbale Informationen wichtiger als Unterhaltung. Am deutlichsten zeigen dies die Bewertungen von unterschiedlichen Webseiten der gleichen Partei – Text schlägt Bild. Der Vertrauensbonus beim Wähler, das Pendant zum Kanzlerbonus der Medien, lässt sich nicht bis zur zweiten Erhebung retten. Letztendlich kann weder ein amerikanisierter noch ein klassisch informierender Online-Wahlkampf Vertrauen (wieder-)gewinnen.