Jeder politische Skandal hat eine Welle kommunikationswissenschaftlicher Forschung ausgelöst, in der die Massenmedien in der Regel eine zentrale Stellung einnehmen. Ihre dabei untersuchte Rolle besteht zumeist in der Aufdeckung und der Berichterstattung.
Die Arbeit geht der Frage nach, welche Rolle den Massenmedien darüber hinaus im politischen Skandal zukommt und in welchem Verhältnis sie zu den Akteuren im Skandalzusammenhang stehen. Konkrete Geschehnisse der Skandale werden auf abstrahierbare Funktionen der Medien, die auf andere Skandale übertragbar sind, untersucht. Es wird eine Skandalogie als eine modellhafte Anatomie des politischen Skandals im Hinblick auf die Rolle der Massenmedien entworfen. Dabei wird unterstellt, dass dieses Modell – bestehend aus der medialen Inszenierung der moralischen Fallhöhe des Skandalierten, der Enthüllung und Veröffentlichung, der Inszenierung des Skandals durch die Akteure mithilfe von Dramatisierung und Personalisierung, einer Gegenkampagne und der abschliessenden politischen Bewertung – in seiner Anatomie jedem politischen Skandal in der Bundesrepublik entspricht. Diese serielle Struktur wird an fünf modellhaften Skandalen geprüft.
Im Ergebnis stellt sich die Rolle der Massenmedien im politischen Skandal als facettenreicher dar, als bisher in der Skandalforschung expliziert. Die Verifikation des Modells einer Skandalogie der Medien zeigt, dass es sich bei den Massenmedien um einen bisher von der Forschung vernachlässigten Akteur im Skandalzusammenhang handelt.
Verlauf und Ergebnis politischer Skandale in der Bundesrepublik Deutschland
Die Akteure und die Rolle der Massenmedien