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Unterhaltung als Leistungssystem der Öffentlichkeit?

Eine Kritik des systemtheoretischen Unterhaltungskonzeptes von Alexander Görke

Unterhaltung ist in der heutigen Gesellschaft allgegenwärtig – trotzdem fällt die Definition sowohl im alltäglichen als auch im wissenschaftlichen Bereich schwer. Diese Arbeit befasst sich mit dem durch den Kommunikationswissenschaftler Alexander Görke entwickelten und bisher einzigen Versuch, Unterhaltung systemtheoretisch als soziale Handlung zu definieren und damit eine saubere Grenzziehung zu dem Phänomen der Unterhaltsamkeit zu ermöglichen.
Anhand theoretischer Begriffe wie Funktion, Kommunikationsmedium und Code wird das Konzept Görkes auf Plausibilität und Reichweite geprüft. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach der Entscheidung sowohl Journalismus als auch Unterhaltung als Leistungssysteme innerhalb des Funktionssystems Öffentlichkeit anzuordnen und beide funktional auf Synchronisation ausgerichtet zu sehen. Wie in der Analyse deutlich wird, resultieren nahezu alle Schwierigkeiten des Konzepts aus dieser Annahme. Hier anknüpfend wird eine Alternativkonzeption des Unterhaltungssystems skizziert, die Teile des besprochenen Entwurfs aufgreift, Unterhaltung jedoch als eigenständiges Funktionssystem ansieht. Ausgerichtet darauf, verschiedene Möglichkeiten der Beobachtung sozialen Handelns bereitzustellen und Handlungsalternativen aufzuzeigen, ist ein solches Unterhaltungssystem mit Hilfe des Kommunikationsmediums der Möglichkeitskonstruktion und dem entsprechenden Code in der Lage, eigensinnig zu kommunizieren und sich von Systemen in seiner Umwelt abzugrenzen.