Kriege und Konflikte sind für die Medien ein Ausnahmezustand, in dem die Regeln journalistischer Qualität oft nicht mehr gelten. Gerade in Krisenzeiten wie dem Nahost-Konflikt wird vom Journalismus eine möglichst unparteiliche Berichterstattung gefordert.
Mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse von Süddeutsche Zeitung, Bild, Tages-Anzeiger und Blick wird untersucht, ob es in Bezug auf die Unparteilichkeit der Berichterstattung zum Gaza-Krieg 2008/2009 Unterschiede zwischen deutschen und Schweizer Printmedien gibt. Deutschland und Israel sind seit langem geschichtlich eng verbunden – berichten deutsche Zeitungen deshalb anders über den Krieg als Schweizer Zeitungen? Die Unparteilichkeit wird durch die Kriterien Vielfalt (der Themen, Akteure und Quellen), Trennung von Nachricht und Kommentar sowie Transparenz (der Quellen) erfasst.
Die Ergebnisse zeigen: Zwar berichten die Schweizer Zeitungen weitgehend transparent und beachten das Trennungsgebot, die Vielfalt ist jedoch eingeschränkt. Dies zeigt sich vor allem in einer stärkeren Parteilichkeit mit israelkritischen Tendenzen. Die deutschen Zeitungen befolgen grösstenteils die Trennungsnorm, dazu berichten sie vergleichsweise noch transparenter. Die Vielfalt ihrer Berichterstattung ist nur teilweise eingeschränkt, beide Kriegsparteien werden ausgeglichener behandelt. Die Kriterien für eine unparteiliche Berichterstattung sind in deutschen Printmedien daher in stärkerem Maße erfüllt.
Unparteilichkeit in der Berichterstattung der deutschen und der Schweizer Presse
Der Gaza-Krieg 2008/2009