Die Arbeit fragt nach dem Anzeigenkundeneinfluss (AKE) von Wirtschaftsunternehmen auf den redaktionellen Inhalt von Tageszeitungen und Zeitschriften. Es wird vermutet, dass der AKE auch im Qualitätsjournalismus auftritt, obgleich die betreffenden Medien wirtschaftlich stark genug sein müssten, um dem AKE zu widerstehen. Trotz der medienrechtlichen Relevanz der Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt fehlt es an empirischer Forschung.
Der AKE kann nur durch entsprechende Werbemacht entstehen. Daher wurde das Werbeaufkommen pro Medium (Spiegel und Süddeutsche Zeitung; Jg. 2005) in einer quantitativen Inhaltsanalyse (Anzeigen) ermittelt. Für die anschließende Inhaltsanalyse der Berichterstattung wurden vier Unternehmen identifiziert, die sich in punkto AKE bei den untersuchten Medien unterschieden. Berichten beide Medien über das Unternehmen gleich, kann der AKE ausgeschlossen werden. Bedingung war eine ausreichende Berichterstattung.
Die Ergebnisse zeigen einen überraschend deutlichen Einfluss von werbenden Unternehmen. Zwar kommen vom Anzeigenkunden selbst initiierte Berichte nicht häufiger ins Blatt. Unternehmen und Unternehmensvertreter werden aber besser dargestellt, wenn sie im Medium viel werben. Auch über Produkte der großen Anzeigenkunden wird mehr berichtet, allerdings ohne eine eindeutige Tendenz. Es scheint also abseits der „Skandale“ einen systematischen AKE zu geben. Dies wäre in Hinblick auf die öffentliche Aufgabe der Presse ein untragbarer Zustand.
Umsatz versus öffentliche Aufgabe?
Eine Analyse der redaktionellen Berichterstattung der deutschen Qualitätspresse über wichtige Anzeigenkunden