„Wenn ich jedes Elend der Welt mir zu Herzen nehmen würde, könnte ich nicht weiter leben“, zitiert ein Kriegsberichterstatter Tucholsky – doch häufig bleibt den Journalisten keine Wahl. Das Erlebte im Kriegsgebiet und die Bilder menschlichen Leids können Spuren auf der Seele hinterlassen.
Studien belegen, dass rund 30 Prozent der Kriegsberichterstatter innerhalb von 15 Jahren eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Auch Depressionen, Substanzmissbrauch und Ehescheidungen sind keine Seltenheit unter Kriegsberichterstattern. Dennoch ist die Verarbeitung des Erlebten im Kriegsgebiet in den Redaktionen bisher kaum ein Thema und auch die Forschung zu diesem Problemkomplex ist mehr als lückenhaft. Doch was verhindert die Thematisierung von Traumata?
Mittels leitfadengestützter Intensivinterviews mit Kriegsberichterstattern, Expertenbefragungen und einem interdisziplinären Ansatz, der sowohl Erkenntnisse aus der Kommunikationswissenschaft als auch aus der Psychologie berücksichtigt, wird folgende These überprüft: Die Rahmenbedingungen, unter denen Kriegsberichterstatter arbeiten, sowie ihr Selbstbild verhindern die optimale Vor- und Nachbereitung ihres Einsatzes im Krisengebiet. Dies erhöht das Risiko einer Traumatisierung.
Ziel der Untersuchung ist es Handlungsempfehlungen zu entwickeln, die das ganze Spektrum von Präventionsmaßnahmen über die Betreuung der Berichterstatter vor, während und nach dem Einsatz im Krisengebiet umspannen.
Trauma und Journalismus: Kriegsreporter zwischen objektiver Berichterstattung und traumatischen Stressoren
Eine Untersuchung zu Arbeitsbedingungen, Selbstbild sowie traumatischer Gefährdung von Journalisten in Kriegsgebieten