In den letzten Jahren wuchs die Hoffnung in das Internet, demokratisierende Öffentlichkeitsprozesse nicht nur zu beherbergen, sondern auch zu fördern. Während einige ForscherInnen von einem nie dagewesenen transnationalen Zugang zu Demokratiebildung schwärmen, befürchten andere die Zersplitterung deliberativer Öffentlichkeit im Internet. Aus solchen Diskussionen ergaben sich die Fragen dieser theoretischen Arbeit: Inwieweit kann das Internet als Forum einer transnationalen deliberativen Öffentlichkeit gelten? Erfüllt es theoretisch die Prämissen, solche Diskursnetze zu beherbergen?
Zur Evaluation des Internets als Forum transnationaler Öffentlichkeit werden Öffentlichkeitstheorien von Habermas und Fraser behandelt und mit kommunikationswissenschaftlichen Ansätzen, wie jenem des Digital Divide, ergänzt. Diese Überlegungen zu deliberativer Öffentlichkeit wurden schließlich auf transnationale Deliberationskontexte im Internet übertragen.
Insgesamt scheinen die technischen Potenziale des Internets tatsächlich die Weichen für eine Deliberation transnationaler Öffentlichkeitsteilnehmer zu stellen, diese jedoch nicht zu garantieren. In weiteren Analysen scheint es sinnvoll, die Transnationalisierung von Öffentlichkeit im Internet als Prozess des Werdens zu begreifen, dessen Abschluss noch nicht erreicht ist. Die territoriale Rahmung von Öffentlichkeit bei Habermas sollte im Sinne Frasers umgedacht werden, um diese auf transnationaler Ebene überhaupt erfassen und evaluieren zu können. Des Weiteren gilt es deren öffentlichkeitstheoretische Prämissen zu konkretisieren, um sie sinnvoll in empirische Analysen einbauen zu können.