Die Arbeit hat zum Ziel, die Berichterstattung der beiden größten österreichischen Parteimedien, nämlich der „Arbeiter-Zeitung“ (SPÖ) und des „Kleinen Volksblattes“ (ÖVP), zur Exil-Thematik zu analysieren.
Nicht zuletzt wegen ihrer hohen Auflagen spielten beide Medien in den Gründungsjahren der Zweiten Republik gewichtige Rollen: Ihre untersuchungsrelevante Berichterstattung als „Parteiorgane“ (so auch ihr Selbstverständnis) verdeutlicht auch, wie SPÖ und ÖVP zur Emigranten-Opfergruppe standen.
Die Forschungsfragen sind erstens, inwieweit Emigranten thematisiertwurden, zweitens ob die Berichterstattung bis zu den Nationalratswahlen 1949, bei denen ehemalige Nationalsozialisten erstmals wieder wahlberechtigt waren, einem Wandel unterzogen wurde, und drittens, ob es Unterschiede in der Aufarbeitung gibt, die sich anhand der Parteigeschichten herleiten lassen. Die Untersuchung erfolgte anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse unter Berücksichtigung der Forschungsergebnisse zu Journalismus und Politik in der Zweiten Republik sowie den personellen Voraussetzungen beider Blätter (Emigranten als Mitarbeiter oder nicht?).
Ergebnisse: Emigranten wurden, anders als Kriegsheimkehrer oder ehemalige Nationalsozialisten, von beiden Parteien nicht als potenzielle Wählergruppe entdeckt und entsprechend umworben. Im Wahlkampf fanden sie dennoch Erwähnung, indem sie vor allem vom „Kleinen Volksblatt“ als Gegenpol zu jenen Österreichern instrumentalisiert wurden, die Krieg, Not und Leid als Soldaten oder „Im-Land-Gebliebene“ erlebten.