transfer 10(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

The same procedure as ….

Die wiederholte Nutzung narrativer Medieninhalte aus Rezipientensicht

Jahr für Jahr sitzen an Silvester Millionen von Menschen vor dem Fernseher und lachen über Butler James in ‚Dinner for One‘. Auch die x-te Ausstrahlung von Filmen wie ‚Pretty Woman‘ oder ‚Terminator‘ schafft regelmäßig gute Einschaltquoten. Sender wie kabel eins oder Das Vierte setzen sogar fast ausschließlich auf Wiederholungen.
Doch warum sehen sich Menschen Filme mehr als einmal an? Warum lesen sie Bücher immer und immer wieder? Die Kommunikationswissenschaft hat sich mit diesen Fragen bisher kaum beschäftigt.
Deshalb sucht die vorliegende Arbeit Antworten mit Gruppendiskussionen und einer darauf aufbauenden quantitativen Befragung. Dabei wurden je 162 Personen (quotiert nach Alter, Geschlecht und Bildung) zum Ansehen von Filmen allgemein und zum wiederholten Filmschauen befragt.
Die Ergebnisse der Befragung im Split-Ballot-Design zeigen, dass die wiederholte Nutzung von Filmen nicht auf bestimmte Personengruppen oder Genres beschränkt ist. Die zweite, dritte oder vierte Rezeption eines Filmes gleicht keineswegs der ersten. Vielmehr ändert sich die Art und Weise, in der die Zuschauer den Film verfolgen. Nicht mehr die Abfolge der Handlung steht nun im Vordergrund, sondern die tiefere kognitive und emotionale Beschäftigung mit den Inhalten. Es werden Details bis hin zu Filmfehlern beachtet, die Handlung in der Phantasie weitergesponnen. Oft leitet die Vorfreude auf besonders lustige Szenen die Rezeption. Durch diese veränderte Herangehensweise erleben die Zuschauer den Film immer wieder neu.