Anlass der Arbeit war der Germanwings Absturz am 24. März 2015, bei dem 150 Menschen gestorben sind und der, so haben es die Ermittlungen gezeigt, vom Co-Piloten absichtlich verursacht worden war. In der entstandenen öffentlichen Debatte ist schnell angenommen worden, dass der Co-Pilot krank gewesen sein muss, um eine solche Tat zu begehen.
Wie ist die Luftfahrtbranche mit dem Tabu-Thema „psychische Gesundheit von Piloten“ umgegangen? Wie stellte die Medienberichterstattung das Thema dar? Die Arbeit hatte zum Ziel diese Fragen mithilfe einer Input-Output-Analyse zu beantworten. Der Input bestand dabei aus Pressemitteilungen von Akteuren der Luftfahrtbranche und der Output aus Artikeln ausgewählter Medien.
Die Ergebnisse bestätigen die Annahme, dass es sich bei der psychischen Gesundheit von Piloten um ein Tabu-Thema handelt. In der öffentlichen Kommunikation der Luftfahrt wurde das Thema nur in 12,5 Prozent der Pressemitteilungen aufgegriffen. In der Medienberichterstattung lag der durchschnittliche Anteil der Artikel, die das Tabu-Thema behandelten, bei 16,1 Prozent. Besonders aufgefallen ist zudem, dass die (Konkurrenz-)Airlines von Germanwings und Lufthansa zum Absturz gänzlich schweigen. Dies könnte als intendiertes Agenda-Cutting der Fluggesellschaften zu diesem Thema interpretiert werden. Die weiteren Ergebnisse offenbaren, dass die Medienberichterstattung von den Inhalten der Pressemitteilungen nur schwach beeinflusst wurde. Die Artikel haben dabei das Stigma psychischer Erkrankungen oftmals durch vereinfachte Darstellungen gefördert.
Tabu-Thema psychische Gesundheit von Piloten
Eine Analyse der öffentlichen Kommunikation nach dem Absturz der Germanwings 9525