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Studienabbrüche in Online-Befragungen

Eine empirische Experimentalstudie zur Untersuchung des Verhältnisses zwischen forschungsethischer Güte und Datenqualität in standardisierten Online-Befragungsstudien.

Studienabbrüche sind in vieler Hinsicht problematisch in der empirischen Forschung. Zum einen können sie zu Ungenauigkeiten in Studienergebnissen führen und zum anderen mindern Abbrüche die Repräsentativität einer Stichprobe. Für die Online-Befragung ist dieser Umstand besonders schwerwiegend aufgrund ihrer ohnehin schon geringen Rücklaufquoten. Mit der Implementierung einer Schaltfläche zum Studienabbruch werden mehrere forschungsethische Barrieren solcher Abbrüche adressiert. Die entsprechenden methodischen Auswirkungen werden in Hinblick auf die Datenqualität in dieser Arbeit untersucht. Neben der Beendigungsquote (abhängige Variable) wird das Potenzial besagter Schaltfläche in Bezug auf das Konzept des sozial erwünschten Antwortverhaltens (abhängige Variable) getestet. Die Untersuchung der Einflüsse von Auftraggebenden als Strategie zur Verringerung von Abbrüchen vervollständigt das Studiendesign.

Die experimentelle Befragungsstudie wird in Form eines 2×2 between-subject-designs mit den beiden unabhängigen Variablen Möglichkeit zum Abbruch (Schaltfläche vorhanden vs. Schaltfläche nicht vorhanden) und Auftraggebende (universitär vs. kommerziell) umgesetzt. 5,5% der Proband*innen, die einer Teilnahme zugestimmt haben, entschieden sich im Verlauf der Befragung für einen Abbruch. Durch das Ausbleiben der Studienabbrüche konnten keine signifikanten Effekte der unabhängigen Variablen festgestellt werden. Die Drop-Outs in der Bedingung mit Abbruch-Schaltfläche zeigen, dass sie wahrgenommen und auch genutzt wird. Mögliche Erklärungsansätze für das Ausbleiben der Abbrüche liegen der Stichprobe und dem Befragungsthema zugrunde. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass der Entscheidungsprozess für oder gegen eine Teilnahme zum Großteil vor beziehungsweise beim ersten Forschungskontakt abgeschlossen ist und nicht wie ursprünglich angenommen fortwährend im Verlauf einer Online-Befragung reflektiert und neu bewertet wird. Die Entscheidung für eine Teilnahme wird bewusst im Vorfeld abgewogen und auch getroffen, womit sie weniger nachgiebig gegenüber Faktoren ist, die einen Abbruch begünstigen können. Ein deutliches Ergebnis aus forschungsethischer Sicht ist der Appell hin zu der Implementierung von einer Abbruch-Schaltfläche in zukünftigen Befragungsstudien. Sie sollte als Stärkung der informierten Einwilligung und als ergänzender Schutzmechanismus im Umgang mit Studienteilnehmenden angesehen werden.