Die Rheiderland Zeitung (RZ, Auflage: 5.500) ist etwas Besonderes: Sie die älteste Tageszeitung in Ostfriesland und noch zu 100 Prozent in den Händen der Gründerfamilie. Doch seit 2005 hat die Lokalzeitung Konkurrenz in der 27.000-köpfigen Region „Rheiderland“. Um sich zu behaupten, ist die RZ auf ihre Leser angewiesen. Doch wie nah sind sich Redaktion und Leser? Entsprechen die Absichten der Redakteure den Erwartungen der Leser? Hierzu wurden die Leser quantitativ (Fragebogen-Rücklaufquote 59%) befragt. Dem gegenübergestellt wurde ein qualitatives Interview mit dem Chefredakteur. Es zeigt sich, dass sich die beiden Gruppen grundsätzlich einig sind. Nur in einem, jedoch schwerwiegenden Punkt driften sie auseinander: Die Redaktion unterschätzt das lokalpolitische Interesse. Trotzdem zieht die RZ (noch) einen Vorteil aus ihrer Tradition. Eine starke Leser-Blatt-Bindung wird nachgewiesen. Dennoch wird deutlich: Die lokale Öffentlichkeit ändert sich. Der geographische Fokus der Berichte muss weiter gefasst werden. Außerdem kristallisiert sich eine junge Ausreißergruppe heraus, die die Konkurrenz vorzieht und einen Vorgeschmack auf die kommende Lesergeneration geben kann.
In einem Exkurs werden die Ergebnisse mit dem betagten Forschungsstand zum Lokaljournalismus abgeglichen: Die meisten Vorwürfe (Terminjournalismus etc.) sind noch aktuell. Allerdings fehlen der Einbezug des Internets, die neue Pressekonzentration und die erhöhte Arbeitsüberlastung.
Sozial nah aber publizistisch fern?
Die Lokalzeitung Rheiderland und ihre Leser