transfer 18(2) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Sind die Medien immer auf der Seite der Anderen? Zentrale Ursachen und Einflussfaktoren des Hostile Media Phänomens

Eine Literatursynopse

Bei der subjektiven Wahrnehmung medialer Inhalte kommt es oft zu Verzerrungen. Diese abweichenden Prozesse werden in der Sozialwissenschaft als Wahrnehmungsphänomene bezeichnet. Sie führen dazu, dass die soziale Realität und die Meinungen Anderer systematisch verzerrt wahrgenommen werden. Die Arbeit befasst sich mit dem Hostile Media Effekt (HME), dem Konzept der feindlich verzerrten Medienwahrnehmung. Mit Hilfe einer Literaturstudie wurden zentrale Ursachen und Einflussfaktoren des HME herausgearbeitet. Es lässt sich festhalten, dass von den drei prominenten Mechanismen, Selective Recall, Different Standards und Selective Categorization lediglich letzterer als zentrale Ursache für das Phänomen belegt werden kann. Demnach werden Medieninhalte von den Rezipienten als identisch wahrgenommen, jedoch unterschiedlich interpretiert. So werden zum Teil auch neutrale Inhalte als entgegen der eigenen Meinung eingestuft. Der Prior Beliefs Ansatz geht davon aus, dass eine allgemeine negative Voreinstellung gegenüber den Medien den HME mit verursacht. Der Ansatz findet seine Wurzeln im stetig steigenden Vertrauensverlust in die Medien und zeigt daher auch die Relevanz und Aktualität des Themas auf. Als zentrale Einflussfaktoren des Phänomens lässt sich festhalten, dass sowohl Merkmale des Rezipienten, wie Involvement und Gruppenzugehörigkeit, als auch Merkmale des Medienbeitrags, wie die Quelle und Reichweite, eine entscheidende Rolle spielen und die Stärke des HME beeinflussen.