transfer 20(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Selektive Zuwendung und die Filterblase – Eine Untersuchung der gegenseitigen Beeinflussung

Das Informationsverhalten von Internetnutzern kann unter anderem durch die Theorien der selektiven Zuwendung und der Filterblase erklärt werden. Die erste Theorie bezieht sich auf das von Rezipienten selektive Auswählen von Medieninhalten und deren Motivationen dahinter. Die Filterblasentheorie geht hingegen von Algorithmen aus, welche im Internet die Informationen für die Rezipienten zu einem personalisierten Angebot zusammenstellen. Ob die beiden Phänomene sich gegenseitig beeinflussen, ob also Algorithmen das Selektionsverhalten von Rezipienten steuern, oder ob das Selektionsverhalten die Algorithmen prägt, ist nicht eindeutig auszumachen. Diese Arbeit versucht daher einen Überblick über die aktuellen Forschungsstände der jeweiligen Theorien zu liefern und zeigt in relevanten Studien mögliche gegenseitige Einflüsse der beiden Theorien auf. Dabei werden für beide Szenarien potenzielle Einflüsse gefunden. Filterblasen haben in bestimmten Situationen einen Einfluss auf das selektive Zuwendungsverhalten der Rezipienten. Umgekehrt kann das Zuwendungsverhalten auch einen Einfluss auf die Entstehung dieser Filterblasen haben.
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass die gegenseitige Beeinflussung für jede Situation neu geprüft werden muss und es keine allgemeingültigen Aussagen darüber geben kann, welches Phänomen das andere beeinflusst. Vielmehr konnten Hinweise gefunden werden, dass es oft zu einer wechselseitigen Beeinflussung kommt, welche das Selektionsverhalten verstärkt.