Am Beispiel von Linda Reisch, ehemalige Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt/Main, wurde untersucht, ob man die Skandalierung einer Person anhand bestimmter inhaltlicher und/oder stilistischer Merkmale erkennen kann.
Als Ausgangspunkt wurden zunächst aus dem vorliegenden Pressematerial (110 Beiträge aus FAZ, FR, FNP, BILD) 35 Beiträge nach dem Grad der Skandalierung und der journalistischen Stilform ausgewählt. 100 Studenten bewerteten diese in ihrer Gesamtheit (u.a. Grad der Skandalierung) und markierten die Textstellen, die Reisch in irgendeiner Form anprangerten. Aufgrund des empfundenen Grades der Skandalierung konnten die Beiträge in Kontrastgruppen unterteilt werden (nicht skandalierend – skandalierend).
In einem zweiten Schritt wurden die darin unterstrichenen Textstellen qualitativ auf Stil und Inhalt untersucht. In den skandalierenden Beiträgen fanden sich im Gegensatz zu den nicht skandalierenden zahlreiche rhetorische Mittel. Dabei tauchte besonders häufig die Metapher, die rhetorische Frage, die Antonomasie (charakteristischer Name), die Hyperbel (Übertreibung) und das Bathos (Hinabgleiten in niedrigere Sprachebene) auf. Inhaltlich spielte sich die Anprangerung in den skandalierenden Beiträgen fast ausschließlich auf einer persönlichen Ebene ab. In den nicht skandalierenden Artikeln wurde die Person Reisch dagegen über den Missstand angeprangert.
In einem dritten Schritt wurden aus den Ergebnissen der qualitativen Untersuchung, losgelöst vom Fall Reisch, Kategorienvorschläge für ein Codebuch abgeleitet.