In dieser Arbeit wird der Umgang mit der Vergangenheit in den postsozialistischen Ländern Bulgarien und Rumänien untersucht. Wie eine Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit umgeht, welche Erinnerungen sie zulässt und welchen Wert sie diesen Erinnerungen beimisst, sagt etwas über die Gesellschaft selbst aus. Zwanzig Jahre nach dem Zerfall der kommunistischen Herrschaft ist der historisch-politische Selbstfindungsprozess nach wie vor nicht abgeschlossen. Mit der Integration in die EU stehen Bulgarien und Rumänien vor neuen Herausforderungen. Ausgangspunkt ist die Forschungsfrage, wie die Vergangenheit in Transformationsländern (re)konstruiert wird, um einerseits politische Legitimation für die neue Gesellschaftsordnung zu gewinnen und andererseits eine kollektive Identifizierung herzustellen.
Mit einer qualitativen, interpretierenden Inhaltsanalyse werden folgende Themengebiete untersucht: Funktion und Rolle der Medien, individuelle vs. öffentlich-politische Erinnerung, Rolle der Historiografie und politische Konzepte zur Erneuerung der Gesellschaftsordnung. Während in den öffentlichen Erinnerungsdiskursen das Narrativ der kommunistischen Herrschaft als Fremdherrschaft und Repression vorherrscht, ist die individuelle Erinnerung daran ambivalent. Vielfach sind die privaten Erinnerungen an die jüngste Vergangenheit geprägt von nostalgischen Erinnerungen an den Sozialismus. Die politische Strategie, um die neue Gesellschaftsordnung zu legitimieren und eine „Rückkehr“ Bulgariens und Rumäniens in den Westen zu gewährleisten, ist eine Nationalisierung der Geschichte, einem „rethinking history“.
(Re)Konstruktion von Vergangenheit
Erinnerungskulturen in Südosteuropa am Beispiel von Bulgarien und Rumänien