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Redaktionelles Entscheidungshandeln

Eine empirische Analyse der Entscheidungsprozesse zur journalistischen Aussagenentstehung in zwei Hörfunkredaktionen des Bayerischen Rundfunks

Journalisten müssen täglich entscheiden, welche Themen sie in welcher Form an ihr Publikum weitergeben. Wie diese Entscheidungen zustande kommen und nach welchen Kriterien sie getroffen werden, wurde im Rahmen der Diplomarbeit analysiert. Wesentliche Aspekte der journalistischen Aussagenentstehung sollten transparent gemacht werden.
Den theoretischen Hintergrund lieferten die Gatekeeper- und Nachrichtenwerttheorie sowie die systemtheoretisch orientierte Redaktionsforschung. In einer empirischen Untersuchung in zwei aktuellen Hörfunkredaktionen des Bayerischen Rundfunks wurden die redaktionellen Entscheidungsprozesse durch teilnehmende Beobachtung und leitfadengesteuerte Interviews erfasst und miteinander verglichen.
Ähnlichkeiten zeigten sich vor allem bei der Nutzung von Informationsquellen sowie bei der Zuweisung von Entscheidungskompetenzen an bestimmte Rollenträger. Entscheidungen werden nicht nach persönlichen Vorlieben getroffen, sondern nach redaktionsintern festgelegten Kriterien, die sich durch das Sendekonzept ergeben. Insofern messen die beiden Redaktionen bei der Themenselektion den gängigen Nachrichtenfaktoren sowie weiteren Kriterien eine unterschiedliche Bedeutung bei. Deutliche Abweichungen konnten auch bei den Entscheidungen über die inhaltliche und formale Umsetzung von Themen nachgewiesen werden, was mit den Zielvorstellungen und den formalen Strukturen der Redaktionen zusammenhängt.