Zum Regieren brauche er nur „Bild, BamS und Glotze“ soll Gerhard Schröder einst gesagt haben. Neben dem Fernsehen räumte der Kanzler vor allem Deutschlands größter Boulevardzeitung eine nicht unerhebliche Rolle im politischen Meinungs- und Willensbildungsprozess der Bevölkerung ein. Im Widerspruch dazu steht die abfällige Bewertung der Zeitung in der Wissenschaft: Auf die Behauptung, BILD betreibe neben dem Kerngeschäft Unterhaltung demokratietheoretisch bedenklichen Polit-Populismus, folgt nicht selten die These, die Politikberichterstattung des Blattes sei von schlechter Qualität.
Die Arbeit geht daher der Frage nach, in welcher Qualität die BILD-Zeitung über Politik berichtet. Dazu werden zunächst unter dem Stichwort ’normative Qualität‘ einige Kriterien zur Beurteilung von Politikberichterstattung in einem demokratischen System dargestellt. Im Anschluss wird die Perspektive gewechselt, um die ‚Nutzerqualität‘ der Boulevardpresse zu erörtern: Aus formalen und inhaltlichen Eigenschaften sowie den Erwartungen der Leser werden dann ebenfalls konkrete Qualitätskriterien abgeleitet.
Inwieweit BILD diesen verschiedenen Qualitäten genügt, wird im empirischen Teil mit einer Inhaltsanalyse überprüft. Dazu wurden im Herbst 2004 die ersten beiden Seiten von insgesamt 35 Bild-Ausgaben ausgewertet. Es zeigte sich, dass eine Vernachlässigung der normativen Qualität zugunsten des Markterfolgs in BILD nicht so deutlich zu erkennen ist, wie von den Kritikern behauptet wird.
Qualität im Boulevardjournalismus?
Eine inhaltsanalytische Untersuchung zur Politikberichterstattung in der BILD-Zeitung