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Qualität aus Sicht der Nutzer: Welchen Einfluss haben Nachrichtenmarken und Verbreitungswege auf die Wahrnehmung journalistischer Beiträge?

Eine quantitative Studie.

Diese Arbeit untersucht, inwieweit externe Faktoren die Qualitätswahrnehmungen von Nachrichtennutzern beeinflussen. Dazu wurde eine Serie von 2×2 Experimenten durchgeführt (N = 158), in denen die Teilnehmer fünf Nachrichtenbeiträge aus den Ressorts Politik, Wirtschaft, Gesundheit, Digitales und Medien bewerten sollten. Das Design der Beiträge wurde so manipuliert, dass von jedem Beitrag vier Versionen entstanden, die sich hinsichtlich der Nachrichtenmarke (BILD, Web.de — Spiegel, Süddeutsche) und des Verbreitungswegs (Klassische Webseite — Facebook, Instagram, YouTube) unterschieden.
Anschließend wurden die Teilnehmer mit zufällig ausgewählten Versionen der Texte und Videos konfrontiert. Bei der Datenerhebung wurden zwei Methoden eingesetzt: Erstens wurde die generische Qualitätsbewertung der Teilnehmer mit einer siebenstufigen Antwortskala abgefragt und zweitens wurden die Antworten auf fünf Teilfragen zu einer Likert-Skala kombiniert. Die Bewertungen der Teilnehmer wurden elektronisch erfasst und mit statistischen Methoden ausgewertet. Alle Teilnehmer, die die gleiche Version eines Beitrags bearbeitet hatten, wurden zu einer Gruppe zusammengefasst.
Für jede Gruppe wurden die arithmetischen Mittelwerte der singulären und kombinierten Qualitätsbewertung berechnet. In Bezug auf die Nachrichtenmarke zeigte sich ein bemerkenswerter Trend: In 17 von 20 Fällen wurden die Beiträge mit dem Logo einer Qualitätsmarke besser bewertet als ihre inhaltlich identischen Pendants. In sieben Fällen waren die Unterschiede statistisch signifikant (α < 0,05) oder statistisch sehr signifikant (α < 0,01).
Bei der Analyse der Verbreitungswege zeigte sich ein Zusammenhang zwischen den Mediennutzungsgewohnheiten und dem Qualitätsempfinden. Teilnehmer, die in der Woche vor dem Test keine Nachrichten über die Sozialen Netzwerke abgerufen hatten, bewerteten die Beiträge im Design einer klassischen Webseite in vier Fällen statistisch signifikant (α < 0,05) besser, als die Versionen im Design eines Sozialen Netzwerks. In der Gruppe der Soziale-Medien-Nutzer fielen die Bewertungsunterschiede deutlich geringer aus.
Die Ergebnisse dieser Arbeit deuten stark darauf hin, dass sowohl die Nachrichtenmarke als auch der Verbreitungsweg die normativen Qualitätsbewertungen beeinflussen. Insbesondere die Nachrichtenmarke scheint eine bedeutende Heuristik zu sein.