Medienkonvergenz und Entgrenzung sind Schlagworte, um die man in der heutigen Kommunikationswissenschaft nicht mehr herumkommt. Sie charakterisieren den Wandel gesellschaftlicher Kommunikationsverhältnisse aufgrund wachsender technischer und digitaler Möglichkeiten. Internetnutzer werden immer mehr zu Produzenten von Inhalten, das Publikum wird für den Journalisten sichtbarer. Der Kommunikationsprozess zwischen Journalist und Publikum ist schon lange kein eindimensionaler mehr. Geltende Publikumsbilder erfahren angesichts des Medienwandels eine neue Bewertung.
Es stellt sich die Frage, inwieweit die auf den klassischen Prämissen massenmedialer Kommunikation entwickelten Publikumskonzepte den aktuellen Veränderungen der Medienlandschaft standhalten.
Um dies bewerten zu können, werden in einer Meta-Analyse drei verschiedene Publikumskonzepte von Heinz Bonfadelli, Uwe Hasebrink und Katja Friedrich untersucht. Eine eigens entwickelte Systematisierung liefert die Basis für die Beurteilung. Es wird gezeigt, dass Publikumskonzepte aus heutiger Sicht in zu hohem Maße zu idealistischen Vorstellungen eines rationalen und involvierten Rezipienten tendieren und sozial-kognitive und prozessorientierte Aspekte nicht ausreichend berücksichtigt werden. Auch die Aufweichung der Rollenverteilung zwischen Leistungs- und Publikumsrollen wird noch nicht miteinbezogen.