Anfang 2011 überschlugen sich die Meldungen über den Siegenszug der Demokratie in Nordafrika. Während des sogenannten „Arabischen Frühling“ lag Revolution in der Luft, ein Umsturz folgte auf den anderen. Nach Tunesien und Ägypten regte sich der Widerstand im Februar 2011 auch in Libyen. Erste Internet-Videos von Demonstrationen gegen Gaddafi wurden in den Fernsehnachrichten gezeigt. Die weltweite Berichterstattung basierte zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich auf Online-Quellen.
Diese Arbeit geht der Frage nach, welche Rolle die verbreiteten Online-Amateurvideos in der Berichterstattung der Tagesschau spielten und welche journalistischen Frames zur Legitimierung des Militäreinsatzes dienten. Dazu wurden die einzelnen Libyen-Themenblöcke der Tagesschau in den ersten sechs Wochen der Berichterstattung mittels qualitativer, zusammenfassender Inhaltsanalyse auf die Merkmale von Frames untersucht und interpretiert.
Nach der Analyse der Tagesschau kann angenommen werden, dass die usergenerierten Online-Inhalte eng mit dem Aufbau des Feindbildes und damit mit den entstandenen Frames der Berichterstattung zusammenhängen.
Online-Quellen können als Basis für Propaganda dienen. Sie können Berichterstattung über Krisen und Kriege auslösen, verstärken und durch bewusste Selektion auch manipulieren. Das World Wide Web bietet die Basis für neue Propaganda-Strategien auf Sender, Inhalts- und Empfängerebene und kann zur Manipulation von Kriegs- und Krisenberichterstattung vielseitig eingesetzt werden.
Propaganda 2.0? Strategien zur Manipulation von Kriegs- und Krisenberichterstattung via World Wide Web
Frames und Online-Quellen in der Berichterstattung der ARD Tagesschau zu Beginn des Libyen-Konflikts 2011