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Privatfernsehen in der Schweiz: Bestandsaufnahme und Potential

Ist sprachregionales Privatfernsehen mit einem Vollprogramm möglich?

Wieso ist Privatfernsehen in der Schweiz praktisch inexistent? Diese bislang unerforschte Frage wurde mittels Experteninterviews mit zentralen Akteuren des Schweizer TV-Marktes beantwortet.
Einen zentralen Einflussfaktor bilden die spezifisch helvetischen Rahmenbedingungen: Der mit rund 7.6 Mio. Einwohnern sowieso schon kleine Werbemarkt wird durch die Dreisprachigkeit der Schweiz zusätzlich zerstückelt. Bereits in der Deutschschweiz, mit 5.3 Mio. Einwohnern der grösste Landesteil, sind kaum mehr Skaleneffekte zu erzielen. Erschwerend kommt hinzu, dass die SRG, die öffentliche TV-Veranstalterin, in allen drei Landesteilen mit je zwei Sendern präsent ist.
Die schwierigen Rahmenbedingungen können die kümmerliche Privatfernsehlandschaft aber nicht abschliessend erklären. Denn: Andere Kleinstaaten wie Dänemark oder Belgien sind in einer mit der Schweiz vergleichbaren Situation – und trotzdem floriert das dortige Privat-TV.
Das Problem liegt an anderer Stelle: in der Schweizer Medienpolitik. Sie hat es konsequent abgelehnt, praktikable rechtliche Bedingungen für Schweizer Privatfernsehen zu schaffen. Zudem beging sie den Fehler, ausländischen Privatstationen die Ausstrahlung von Schweizer Werbefenstern zu erlauben. Diese schöpfen heute jährlich rund 180 Mio. Franken aus dem Schweizer Werbemarkt ab.
Unter diesen Voraussetzungen ist Schweizer Privatfernsehen höchstens in der Sparte Unterhaltung möglich. Von einem dualen TV-System kann in der Schweiz daher keine Rede sein.