Viele als populistisch bezeichnete Parteien haben bei den Europawahlen 2014 große Erfolge gefeiert. In der darauf folgenden Medienberichterstattung ist der Begriff Populismus oftmals mit Stammtischen in Verbindung gebracht worden. Denn ein Stammtisch dreht sich landläufig nicht allein um Männer, Bier und Gemütlichkeit. Er wird auch als ein zentraler Ort des gesellschaftlichen und politischen Diskurses angesehen. Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, ob man die Diskussionen über Politik an Stammtischen tatsächlich auch als populistisch bezeichnen kann. Dafür sind zwei zufällige Stammtische in Bayern ausgewählt worden, an denen jeweils eine spontane Gruppendiskussion mit einem zuvor erarbeiteten Leitfaden stattgefunden hat. Der Leitfaden diente dazu, die verschiedenen, aus der Literatur erarbeiteten Dimensionen des Populismus aufzugreifen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die untersuchten Stammtische nicht zu 100 Prozent als populistisch bezeichnet werden können, sich aber an beiden durchaus viele Merkmale einer populistischen Kommunikation finden lassen. Da der Populismus als „dünne Ideologie“ gesehen wird, müssen auch nicht alle Kriterien erfüllt werden, um die Bezeichnung zu rechtfertigen. Populismus am Stammtisch ist also keine Erfindung der Medien, sondern in der Praxis auch durchaus zu beobachten.
Populismus am Stammtisch
Inwieweit kann die interpersonale Kommunikation über Politik an einem typischen bayrischen Stammtisch als populistisch bezeichnet werden?