Fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands thematisieren die Fernsehmedien noch immer die vermeintlichen Unterschiede zwischen den Bewohnern der alten und neuen Bundesländer auf verschiedene Weise. Vor diesem Hintergrund werden in dieser Arbeit Ost-West-Stereotypisierungen in den Regionalfernsehsendern MDR und WDR mittels quantitativer Inhaltsanalyse untersucht. Hierzu werden die Unterhaltungssendungen der Programme auf das Auftreten, die Form, den Kontext und die Akteure der Stereotype hin analysiert.
Das Untersuchungsmaterial für die Inhaltsanalyse bildet vorcodiertes Fernsehmaterial aus einer Studie der Arbeitsstelle Medienanalyse des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin in Kooperation mit der Otto Brenner Stiftung aus dem Jahr 2015. Hieraus werden außerdem Teile des Kategoriensystems für die Sendungsanalyse genutzt. Für die folgende Akteursanalyse wurde ein individuelles Codebuch erstellt, welches bisher bereits erforschte, stereotype Eigenschaften der beiden Gruppen als Grundlage heranzieht.
Generell kann in den Unterhaltungssendungen des MDR und WDR nur ein geringer Anteil (zehn Prozent) der Akteure als stereotyp bezeichnet werden. Die Stereotype treten in unterschiedlicher Form auf. Sie betreffen Ostdeutsche weniger als Westdeutsche, werden allerdings nur bei Ostdeutschen explizit und in humoristisch geprägten Sendungen mit Vergangenheitsbezug genannt. Westdeutsche Stereotype werden implizit über stereotype Charaktereigenschaften der Akteure vermittelt. Die Stereotypisierung der beiden territorial nicht mehr existierenden Gruppen im heutigen Fernsehprogramm kann dadurch nachgewiesen werden.