Die Arbeit untersucht das Auftreten von opportunen Zeugen (Hagen 1992) in der Berichterstattung der Versorgungsaffäre um den Staatssekretär Peter Zimmermann im Thüringer Landtag im Sommer 2013. Dabei wird das Konzept der opportunen Zeugen aufgegriffen, die zugehörige Studie von Hagen (1992) weitgehend repliziert und die zu Grunde liegenden Annahmen erstmalig auf die Berichterstattung von Lokalzeitungen (FW, TLZ, TA, OTZ und Bild Thüringen) übertragen. Es wird der Frage nachgegangen, ob die Tendenz der abgedruckten Bewertungen von Journalisten mit der Tendenz von zitierten medienexternen Akteuren übereinstimmt.
Die Ergebnisse einer quantitativen Inhaltsanalyse zeigen, dass sowohl Urhebergruppen, als auch einzelne Protagonisten als opportune Zeugen auftreten. Insgesamt äußern sich Anhänger von zwölf Gruppen, wobei Mitglieder der SPD, Grünen, CDU und Mitarbeiter der Regierung am häufigsten zitiert werden. Bei der Betrachtung der Verteilung der Akteursgruppen entsprechend ihrer politischen Grundhaltung in den jeweiligen Zeitungen kann ein Zusammenhang zwischen den zum Teil unterschiedlich ausgerichteten Zeitungen und der jeweiligen Einstellung einer Akteursgruppe gezeigt werden. Des Weiteren wird deutlich, dass Zeitungen, die sich kritisch zu den Vorkommnissen in der Thüringer Staatskanzlei äußern, eher diejenigen medienexternen Akteure zitieren, die sich ebenfalls kritisch der Thematik gegenüber positionieren. Weniger kritische Zeitungen zitieren weniger kritische Akteure.