Diese Arbeit untersucht die Gesellschaftstheorie des schottischen Ökonomen und Moralphilosophen Adam Smith hinsichtlich der sozialpsychologischen Theorie der öffentlichen Meinung (ÖM). Bisherige Untersuchungen der englischen und schottischen Moralphilosophie, insbesondere der moral-sense-Philosophen, weisen einen großen Erkenntniszuwachs hinsichtlich der Theorie der ÖM auf und lassen erwarten, dass explizit Adam Smiths Gesellschaftsethik Aussagen bezüglich ÖM als soziale Kontrolle enthält.
Die durchgeführte Analyse des Werkes zeigt, dass Smith – in der Tradition der moral-sense-Philosophie – dem Menschen eine soziale Natur zuspricht, die sich auf die Fähigkeit zur Sympathie (im heutigen Sprachgebrauch: Empathie) und die innere Urteilsinstanz des von ihm konzipierten unparteiischen Zuschauers gründet. ÖM besitzt nach Smith eine Verhaltensregulations- und Integrationsfunktion. Interaktionen innerhalb der lebensnotwendigen Gesellschaft werden ohne bewusste Eingriffe – wie von einer „unsichtbaren Hand“ geleitet – mittels der Sanktionierung durch Billigung und Missbilligung reguliert. Das Bild der „unsichtbaren Hand“ gilt mithin einem Mechanismus, der auf wundersame, latente, nicht regulierte Weise eine spontane Ordnung herstellt. Gundlage hierfür stellt Smiths Auffassung von Öffentlichkeit als Urteilsinstanz und das natürliche Verlangen der Individuen dar, anderen Menschen zu gefallen. Zudem belegt diese Arbeit, dass Smith von einer Ort- und Zeitgebundenheit Öffentlicher Meinung ausgeht.