Im bestehenden Regulierungssystem für den Rundfunk spielen öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten in ihrer Instrumentalfunktion eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung gesellschaftspolitischer Ziele. Der Transformationsprozess im Kommunikationssektor (digitale Ökonomie/Konvergenz) verändert die traditionellen Legitimationsgrundlagen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Gleichzeitig werden durch den technischen Fortschritt und durch modifizierte Marktstrukturen neue Optionen geschaffen, die zur Umsetzung öffentlicher Interessen im audiovisuellen Mediensektor geeignet erscheinen. Aus ordnungstheoretischer Sicht ist ein Vergleich unterschiedlicher Regulierungsvarianten notwendig, um die Effektivität der Regulierung unter veränderten Rahmenbedingungen zu gewährleisten.
In der vorliegenden Arbeit wird die Position des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Spannungsfeld von Markt- und Staatsversagen mit Ansätzen der politischen Ökonomie untersucht. Nach der Analyse kontroversiell diskutierter Reformoptionen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (Komplementär- vs. Integrationsfunktion) werden abschließend – unter der Berücksichtigung von EU-Vorgaben und internationalen Regulierungstrends – alternative Regulierungsvarianten zur Sicherstellung von meritorischer Vielfalt und Vollversorgung skizziert (Angebotsförderung, Fondsfinanzierung), die die Entkoppelung des öffentlichen Auftrags von den öffentlichen Anstalten voraussetzen.
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk in der Informationsgesellschaft
Legitimationsgrundlagen, Aufgaben, Defizite, Entwicklungsoptionen und Alternativen