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No more Smartphone.

Eine explorative Interviewstudie zum Smartphone-Verzicht und zu den Konsequenzen.

Durch seine Beschaffenheit als Allrounder avancierte das Smartphone in den letzten Jahren in nahezu allen Altersgruppen zum festen Bestandteil des Alltags. Trotzdem äußern immer mehr Nutzer*innen die Motivation, sich durch eine Nicht-Nutzung des Smartphones, die zeitlich über die verbreitete Praxis des Digital Detox hinaus geht, einer fortschreitend mediatisierten Welt zu entziehen.

Da aktuell weder der kommunikationswissenschaftliche Bereich noch andere Forschungszweige Antworten auf die Frage geben können, warum Nutzer*innen freiwillig auf ihr Smartphone verzichten wollen, wurde diese Forschungslücke im Zuge der vorliegenden Arbeit aufgegriffen.

Das Ziel war es einerseits die Motive und Hintergründe, die einen langfristigen Verzicht auf das Smartphone erklärbar machen, herauszustellen und andererseits die Konsequenzen, die sich aus dem Verzicht ergeben aufzuzeigen. Der theoretische Hintergrund wurde unter anderem durch das Konzept der De-Mediatisierung nach Grenz/Pfadenhauer (2017) und dem Mediatisierungsansatz nach Krotz (2001) abgebildet. Zusätzlich wurde die kommunikative Mobilität nach Hepp (2006) und der Domestizierungsansatz nach Röser (2007) angeführt und im Hinblick auf die Forschungsfragen eingebettet.

Für die Beantwortung der beiden zentralen Forschungsfragen wurde auf die qualitative Erhebungs- und Auswertungsmethode medienethnografischer Porträts nach Röser et al. (2018) zurückgegriffen. Mithilfe eines aus der Theorie sowie aus dem Forschungsstand deduktiv entwickelten Themen- und Leitfragenkatalogs wurden Interviews mit Personen geführt, die der Gruppe der 20- bis 40-Jährigen angehören und mindestens sechs Monate auf das Smartphone verzichtet haben. Die transkribierten Interviews wurden auf Grundlage des gleichen Katalogs zunächst einzeln und in einem nächsten Schritt fallübergreifend ausgewertet. Das Ziel dieser vergleichenden Analyse war die Extraktion von Gemeinsamkeiten in Bezug auf Motive, Hintergründe und Konsequenzen des Smartphone-Verzichts.

Die Ergebnisse zeigen, dass unter anderem die zunehmende Mediatisierung als auch die permanente Erreichbarkeit fallübergreifend für einen langfristigen Verzicht auf das Smartphone ursächlich sind. Im Hinblick auf die persönlichen, sozialen und kommunikativen Konsequenzen konnten aus dem Datenmaterial verschiedene extrahiert werden, wobei keiner der Interviewpartner*innen äußerst negative Konsequenzen beklagen konnte.