Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, ob der Musikstreaming-Dienst Spotify die Kontexte seiner kuratierten Playlisten entsprechend ihrer gesellschaftlich stereotypen Konnotation gendert. Sie untersucht, ob sich dies in der Genderrepräsentation unter den enthaltenen Künstler*innen widerspiegelt.
Die Arbeit gibt dabei zunächst einen Überblick über die Entwicklung der Wertschöpfungsmodelle digitaler Musik und veränderte Nutzungsgewohnheiten, um die Relevanz von Playlisten für Spotify und die Musikbranche herauszuarbeiten. Nach der Einordnung der Arbeit in den Genderdiskurs kategorisiert sie die Kontexte, die Spotify für die Nutzung seiner Playlisten vorschlägt, anhand gängiger stereotyper Vorstellungen von Femininität und Maskulinität. Um die Genderrepräsentation in den Playlisten zu untersuchen, werden anschließend die Titel von jeweils 16 feminin und maskulin kontextualisierten Playlisten erfasst und die Genderidentitäten der enthaltenen Künstler*innen recherchiert.
Wie aufgrund der von vielen Seiten beschriebenen Genderungleichheiten, die auch in der Musikindustrie vorherrschen, zu vermuten ist, lässt sich dabei einerseits eine klare Dominanz männlicher Künstler über beide Kategorien hinweg feststellen. Andererseits zeigen die durchgeführten einfaktoriellen Varianzanalysen signifikante Unterschiede zwischen der Genderrepräsentation in feminin und maskulin kontextualisierten Playlisten. So sind in feminin kontextualisierten Playlisten signifikant mehr Künstlerinnen enthalten als in maskulin kontextualisierten, während maskulin kontextualisierte Playlisten signifikant mehr Künstler enthalten als feminin kontextualisierte.
Aus diesen Ergebnissen wird abgeleitet, dass Spotify genderstereotypes Wissen über alltägliche Kontexte nutzt und in seinen Playlisten durch das Einbeziehen von entsprechenden Künstler*innen reproduziert. Spotify hat über die Integration in Playlisten einen großen Einfluss auf die Reichweite und den finanziellen Erfolg von Künstler*innen und bekräftigt durch eine ungleiche Teilhabe die Genderungerechtigkeit in der Musikindustrie. Gleichzeitig bekräftigt das Bedienen genderstereotyper Vorstellungen über Alltagssituationen ebendiese bei den Nutzer*innen.