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Musikkritik – feuilletonistisches Kauderwelsch?

Eine Untersuchung zur Verständlichkeit von U- und E-Musikkritiken am Beispiel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Zeit, der Leipziger Volkszeitung und der Stuttgarter Zeitung

Immer wieder wird Musikkritik vorgeworfen, unverständlich zu sein, mit musikalischen Fachausdrücken zu prahlen und dabei ihre eigentliche Rolle, die Vermittlung zwischen Musik und Rezipienten, zu vernachlässigen. Aber Verständlichkeit ist wichtig, gerade im Bereich der Tonträgerkritiken. Wer sich beispielsweise eine neue CD oder DVD kauft, liest zunächst eine Kritik.
Die Verständlichkeit von Musikkritiken wurde letztmals vor über 20 Jahren überprüft. Diese Masterarbeit untersucht 48 Musikkritiken auf ihre Verständlichkeit hin, darunter 24 U- und 24 E-Musikkritiken. Die Kritiken stammen aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Zeit, der Stuttgarter Zeitung und der Leipziger Volkszeitung. Hauptschüler und Gymnasiasten haben die Kritiken mit Hilfe des Verständlichkeitskonzepts der Hamburger Forscher Inghard Langer, Friedemann Schulz von Thun und Reinhard Tausch bewertet. Im Hamburger Modell wird ein Text nach vier Dimensionen bewertet und so auf seine Verständlichkeit geschlossen.
Das zentrale Ergebnis der Arbeit ist, dass Musikkritiken nicht optimal verständlich sind. U-Musikkritiken sind nur ein wenig leichter zu verstehen als E-Musikkritiken. Außerdem zeigt sich, dass Musikkritiken in überregionalen Zeitungen zwar länger sind als in regionalen Zeitungen, sich in der (schlechten) Verständlichkeit aber nicht unterscheiden. Hauptschüler und Gymnasiasten bewerten die Texte im Großen und Ganzen gleich.