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Mehr als nur scharzweiß im Kasten: Minderheitenmedien in Europa am Beispiel des RAI Senders Bozen

Charles Husbands Recht des Bürgers, verstanden zu werden, legt der multiethnischen europäischen Gesellschaft gemeinsam mit der Tatsache, dass Medien Menschen verbinden und identitätsstiftende Grundgedanken transportieren, einen dritten Ansatzpunkt in die Wiege. Ist Südtirol nun Schlaraffenland einer solchen sozialen Struktur?
Die öffentlich-rechtliche von Rom unabhängige Regionalstelle RAI Sender Bozen beherbergt seit 1966 unter einem Dach kontinuierliche, in Sendedauer und -zeit variierende Sendungen für die drei in Südtirol lebenden Ethnien: Italiener, Deutsche und Ladiner. Eigene Sendungen für Migranten, deren Zahl allein zwischen den Jahren 2001 und 2002 um 10,2 Prozent angestiegen ist, bleiben aus. Wie ist diese Anstalt legal fundiert? Wie professionell ist sie gestaltet? Wie wird sie finanziert? Agieren die Medien unabhängig von der öffentlichen Macht im Land?

Die lokale Gesetzgebung entspricht den europäischen Rechtsnormen. Das Zusammenspiel von RAI Sender Bozen, der Rundfunkanstalt Südtirol, die für die Ausstrahlung ausländischer Programme verantwortlich zeichnet, die Rolle des österreichischen Rundfunks ORF und des Südtiroler Landesbeirates für Rundfunkwesen stellen ein ausgetüfteltes System dar, das die Fortentwicklung der sozialen Struktur und des damit zusammenhängenden Demokratieprozesses allerdings bremst: Der Kampf um die politische Eigenständigkeit der Ethnien spiegelt sich in der sprachgruppenspezifisch streng getrennten Medienlandschaft wider.